• Gesundheit wird politisch: Wachsende Sorge vor politischem Einfluss auf Medizin
  • Eigenständig informiert: Die junge Generation verlässt sich zunehmend auf digitale Quellen und soziale Medien statt auf ärztliche Empfehlungen
  • Vertrauen durch Nähe: Persönliche, glaubwürdige Kommunikation wird zum Schlüssel im Umgang mit Gesundheit

Frankfurt, 03.06.2025 – Das Vertrauen in das Gesundheitssystem erodiert nicht nur global, sondern auch in Deutschland – besonders bei jungen Menschen. Dies geht aus dem aktuellen Edelman Trust Barometer 2025 Special Report: Trust and Health hervor, für den 16.000 Menschen in 16 Ländern befragt wurden, davon 1.000 in Deutschland. 

Fünf Jahre nach der Pandemie sorgt die enge Verflechtung von Gesundheit und Politik bei vielen Deutschen für Unbehagen. Über die Hälfte der deutschen Befragten (56 %) gab an, sich Sorgen um eine Politisierung der Medizin zu machen – ein signifikanter Anstieg von 13 % seit 2022. Noch bedenklicher: 46 % der jüngeren Deutschen (18–34 Jahre) stellen nach eigener Aussage ärztlichen Rat infrage oder brechen Behandlungen ab, sollte ihre Ärztin oder ihr Arzt eine andere politische Meinung haben. Bei den über 55-Jährigen sind es dagegen nur 18 %. 

Das Thema Impfen – vor allem, wenn es um Kinder geht – bleibt ein politisch aufgeladener Streitpunkt. Zunächst beruhigend: Über alle Altersklassen hinweg lehnen nur 5 % der Befragten in Deutschland alle Kinderimpfungen ab. Gleichzeitig zeigt sich, dass jüngere Menschen (18–34 Jahre) ihre Kinder am häufigsten nicht haben impfen lassen oder überhaupt nicht impfen würden (13 %). 31 % dieser Altersgruppe geben an, manche Impfungen bei ihren Kindern zuzulassen.

Medizin steht auf dem Prüfstand, besonders bei jungen Menschen 

Bei den 18- bis 34-Jährigen der in Deutschland Befragten zeigt sich insgesamt eine deutliche Veränderung in ihrer Haltung sowohl gegenüber dem Gesundheitssystem als Ganzem als auch in Bezug auf die Art und Weise, wie sie medizinische Informationen suchen und bewerten. 56 % der befragten 18- bis 34-Jährigen lassen sich bei Gesundheitsentscheidungen von Menschen mit ähnlichen Krankheitsbildern und 32 % von Content Creatoren ohne medizinische Ausbildung beeinflussen. Zudem gaben 41 % dieser Altersgruppe an, in den vergangenen 12 Monaten mindestens einmal ärztlichen Rat zugunsten von Empfehlungen aus dem persönlichen Umfeld ignoriert zu haben. Aufgrund von Informationen aus den sozialen Medien taten dies laut eigener Aussage 34 % der Jüngeren. 

Darüber hinaus bringt diese junge Altersgruppe hierzulande ein ausgeprägtes Verständnis für gesundheitliche Zusammenhänge mit. So geben 43 % der befragten 18- bis 34-Jährigen an, dass eine durchschnittliche Person sich durch eigene Recherche in Gesundheitsfragen ebenso gut auskennen kann wie medizinisches Fachpersonal – ein Kontrast zur älteren Generation (18 %). Gleichzeitig bereuen 57 % der hierzulande befragten 18- bis 34-Jährigen mindestens eine Gesundheitsentscheidung aufgrund von Fehlinformationen. Auffällig: Als häufigste Quelle solcher Fehlinformationen wird über alle Altersgruppen hinweg „mein Arzt“ genannt (38 %). 

„Gesundheit ist längst kein rein medizinisches Thema mehr – sie ist individuell, gesellschaftlich und digital geprägt. Wenn Menschen in Deutschland dem eigenen Umfeld oder sozialen Medien mehr Vertrauen schenken als medizinischem Fachpersonal, stellt das die Gesundheitskommunikation vor grundlegende Herausforderungen. Vertrauen entsteht heute weniger durch formale Qualifikationen, sondern vor allem durch Relevanz, Nahbarkeit und persönliche Erfahrung“, so Karl Stubbe, Head of Health Edelman Deutschland. 

Jüngere Menschen verstehen sich zunehmend nicht nur als Empfänger, sondern auch als aktive Gestalter von Gesundheitsinformationen. In Deutschland teilen 54 % der befragten 18- bis 34- Jährigen mindestens einmal im Monat eigene Inhalte zu Gesundheitsthemen – dazu persönliche Erfahrungen (39 %) und Meinungen (ebenfalls 39 %) – über digitale Kanäle.

Vertrauen durch Nähe, Relevanz und Empathie zurückgewinnen 

Zudem zeigen die Daten: Lokal schlägt global. Gesundheitsinformationen werden auch in Deutschland immer stärker aus dem unmittelbaren Umfeld bezogen. Hierzulande vertrauen 82 % der Befragten darauf, dass ihre Ärzt:innen die Wahrheit über gesundheitliche Themen sagen, 67 % vertrauen Freunden und Familie. 

Bei der Frage, was eine glaubwürdige Stimme in Gesundheitsfragen ausmacht, zeigt sich ein differenziertes Bild: 65 % halten eine formale Ausbildung als wichtigen Indikator für gesundheitliche Expertise, ebenso viele bewerten persönliche Erfahrungen mit Gesundheitsthemen (66 %) und bereits erlebten Nutzen (65 %) als Kompetenznachweis. Persönliche Relevanz, das Phänomen „jemand wie ich“, spielt dabei eine zentrale Rolle. 

„Wir erleben einen Paradigmenwechsel: Menschen vertrauen nicht mehr nur der reinen Information, sondern der Art, wie sie vermittelt wird. Wissenschaftliche Erkenntnisse und persönliche Erfahrungswerte gelten heute gleichermaßen als glaubwürdig, vor allem bei jüngeren Generationen. Vertrauen entsteht, wenn Kommunikation sichtbar wird, Haltung zeigt und echte Nähe schafft. Sie wirkt dann, wenn sie glaubwürdig ist und im Alltag der Menschen stattfindet“, sagt Nils Giese, CEO von Edelman Deutschland.

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