Vom Freiheitskampf der digitalen Welt zur etablierten Asset-Klasse

Wer in Zeiten steigender Inflation und Niedrigzinsen über Anlageklassen abseits von Immobilien und Aktien spricht, beschäftigt sich meist mit sogenannten „Kryptos“ – Kryptowerten wie Bitcoin und Ethereum. Die digitalen Währungen sind spekulativ, hoch-volatil und gelten gerade für eine junge Generation von Anleger:innen als lukrative Wetten auf schnellen Reichtum. Von Kritiker:innen als wertloser „Zock“ verschrien, stehen Krypto-Assets mit einer Marktkapitalisierung von über zwei Billionen US-Dollar nun an der Schwelle zum Mainstream. Doch wie konnte es so weit kommen? 

Wer verstehen möchte, was hier passiert, sollte einen Blick in die nunmehr 29 Jahre anhaltende Entwicklungsgeschichte digitaler Assets werfen.  


Cypherpunks und die Anfänge des Internets

Durch das Internet wurde die Welt digitalisiert: Daten wurden das digitale Gold des ausgehenden 20. Jahrhunderts und der Mensch lieferte das passende Rohmaterial. Eine neue Wirtschaft entstand. 1993 formierte sich in Kalifornien eine Gruppe von Programmierer:innen und Kryptograph:innen, die sogenannten Cypherpunks. Ihr Anliegen war der Datenschutz und die Frage, wie sich offene Kommunikation, Privatsphäre und Menschenrechte vereinen und im Onlinezeitalter schützen ließen. Privat ist, was wir nicht mit anderen teilen möchten. Privatsphäre ist die Freiheit, zu wählen, was wir preisgeben möchten. Der Lösungsansatz der Cypherpunks zum Schutz der Privatsphäre hieß Kryptografie: die Fähigkeit, Daten für all jene zu verschlüsseln, die keinen Zugriff auf persönliche Informationen haben sollten.


Satoshi Nakamoto

Satoshi Nakamoto war ein Kind im Geiste der Cypherpunks. Wer den Geldfluss überwacht, ist in der Lage, jeden Aspekt des menschlichen Lebens zu kontrollieren. Diese Überlegungen mischten sich mit einem generellen Misstrauen gegenüber dem traditionellen Finanzsystem, das seinen Höhepunkt im Ausbruch der Finanzkrise 2008 fand – eine Krise, deren Auswirkungen auch 14 Jahre später noch mit monetären Maßnahmen bekämpft werden. Die Finanzkrise von 2008 war gleichzeitig auch die Geburtsstunde des Bitcoins. Auf 21 Millionen Stück begrenzt, sollte der Bitcoin die erste limitierte, anonyme, fälschungssichere, zentralbank-unabhängige und globale Währung einer neuen digitalen Welt sein. 

Am 31. Oktober 2008 wurde unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto auf der Plattform P2P Foundation das Whitepaper zu "Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System" veröffentlicht. Satoshi Nakamoto hatte mit der Blockchain-Technologie das Double-Spending-Problem gelöst und die digitale Integrität erfunden – aus heutiger Sicht, ein revolutionärer Akt.

„Das Hauptproblem mit Geld ist, dass wir Vertrauen haben müssen. Wir müssen den Banken vertrauen, den Zahlungsabwicklern und Zentralbanken. Bitcoin macht dieses Vertrauen unnötig.“

So kommentierte Satoshi seine Erfindung anhand des allerersten von ihm geminteten „Genesis-Block“, am 3. Januar 2009.  

Im April 2011 ist der letzte E-Mail-Kontakt Satoshis mit Gavin Andresen, einem Software-Entwickler und Nakamoto-Unterstützer, bekannt. Andresen informierte Satoshi, dass sich die CIA für das dezentrale Netzwerk interessiere und Kontakt zu ihm und der Cypherpunk Community aufgenommen habe – Gavin und ein kleiner Kreis begnadeter Programmierer halfen Satoshi bei der frühen Ausgestaltung des Bitcoin-Netzwerks.  

Bitcoin war bereit. Das Netzwerk brauchte Satoshi nicht mehr, um weiter zu bestehen. Der Rest ist Geschichte. Im Februar 2011 erreichte Bitcoin die Parität zum US-Dollar. Von Drogen-Dealer:innen und Kriminellen im Darknet als Zahlungsmittel über Silk Road, das Amazon der Unterwelt, genutzt, erhielt Bitcoin sein Schmuddel-Image – das ihm bis heute anhaftet. 

Dabei wird gerne vergessen, dass technologischer Fortschritt keinem moralischen Kompass folgt. So war es die Porno-Industrie, die im „Krieg der Formate“ der VHS-Kassette, Blu-ray und 3D-Erlebnissen wie Virtual Reality (VR) zum Durchbruch verhalf. Die kriminellen Early Adopter machten den Fehler zu glauben, Bitcoin sei wirklich anonym. Dem ist nicht so. Bitcoin ist pseudonym.  

Das dezentrale Register der Bitcoin-Transaktionen, die Blockchain, ist transparent und für jede:n einsehbar. Die Blockchain ist letztlich eine Datenbank. Alle Nutzer:innen des Bitcoin-Netzwerkes besitzen eine Kopie der Daten. Wird bei einer Transaktion die Datenbank verändert, muss diese Änderung mit allen im Netzwerk beteiligten Nutzer:innen koordiniert und validiert werden. Dieses Prinzip macht Bitcoin so sicher. Es ist das Vertrauen darauf, dass selbst neueste Quantencomputer nicht in der Lage sind, alle dezentral im Netzwerk befindlichen Datenbanken aller Nutzer:innen gleichzeitig zu hacken. 

Um Bitcoin zu versenden, muss eine Transaktion vollzogen werden. Geleitet wird dieser Prozess durch die Miner. Sie bündeln ihre Rechenleistung in einem Miningpool und erzeugen so einen neuen Block gebündelter Transaktionen, der dann der Blockchain hinzugefügt wird. Die Miner stehen untereinander in Konkurrenz, wer schneller in der Lage ist, mittels Rechenleistung, einen neu geschaffenen Transaktionsblock zu validieren. Die Validierung erfolgt durch die Lösung einer mathematischen Aufgabe. Wer diese schneller berechnet, validiert nicht nur einen neuen Transaktionsblock, sondern erhält dafür auch Bitcoin. Die Blockchain ist somit eine dezentrale Datenbank in Form einer Aneinanderreihung validierter Blöcke von Transaktionen, bei dem jeder neu geschaffene Block auf dem vorherigen aufbaut. 


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