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Vertrauen und Selbstbestimmung – deutscher Gesundheitssektor unter Druck

Der vierte jährliche Edelman Trust Barometer Special Report on Trust and Health erscheint fünf Jahre nach einer weltverändernden Pandemie – zu einer Zeit, in der tiefgreifende Veränderungen in der öffentlichen Gesundheitsführung auf völlig unterschiedliche Generationenverhalten treffen. Dabei zeigt sich ein grundlegender Wandel im Vertrauensverhältnis zwischen der deutschen Bevölkerung und jenen, denen sie ihre Gesundheit anvertrauen. 

Keine der untersuchten Institutionen – weder Unternehmen, Regierungen, Medien noch NGOs – genießt das nötige Vertrauen, um gesundheitliche Bedürfnisse und Sorgen wirksam zu adressieren. Die Unzufriedenheit, die bereits im 25. Edelman Trust Barometer sichtbar wurde, bestätigt sich auch in diesem Bericht: In Deutschland ist die Mehrheit der Meinung, dass Institutionen den Zugang zur Gesundheitsversorgung aktiv behindern. 

Der Report beleuchtet ein Gesundheitssystem, in dem Vertrauen und wahrgenommene Legitimität entscheidend dafür sind, wer Einfluss auf gesundheitliche Entscheidungen hat. Neue vertrauenswürdige Stimmen im Gesundheitsbereich treten in Konkurrenz zu Ärzten und dem medizinischen Establishment. Dabei wird klar: Effektive Kommunikation entscheidet über Einfluss – und dieser reicht weit über medizinisches Fachwissen hinaus.

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Gesundheit wird politisch

Fünf Jahre nach der Pandemie sorgt die enge Verflechtung von Gesundheit und Politik bei vielen Deutschen für Unbehagen. Über die Hälfte der deutschen Befragten (56%) gibt an, sich Sorgen um eine Politisierung der Medizin zu machen - ein signifikanter Anstieg von 13% seit 2022.

 


 

Vertrauen im Gesundheitssystem beruht auf mehr als akademischen Abschlüssen

Zwar gilt eine formale akademische Ausbildung als wichtigstes Kriterium für die Legitimität einer Gesundheitsexpertin oder eines Gesundheitsexperten – doch fast zwei Drittel der Befragten sagen, dass auch persönliche Erfahrungen mit gesundheitlichen Themen sowie hilfreiche Ratschläge in der Vergangenheit entscheidend dafür sind, ob jemand als vertrauenswürdige Fachperson wahrgenommen wird.

 

Junge Generation verlässt sich zunehmend auf digitale Quellen

Bei den hierzulande 18- bis 34-Jährigen zeigt sich insgesamt eine deutliche Veränderung in der Art und Weise, wie sie medizinische Informationen suchen und bewerten. 56% der jungen Befragten lassen sich bei Gesundheitsentscheidungen von Menschen mit ähnlichen Krankheitsbildern und 32 % von Content Creatoren ohne medizinische Ausbildung beeinflussen. Außerdem geben 43 % der befragten 18- bis 34-Jährigen an, dass eine durchschnittliche Person sich durch eigene Recherche in Gesundheitsfragen ebenso gut auskennen kann wie medizinisches Fachpersonal.

Zu den Ergebnissen 

Vertrauen in die Gesundheitskommunikation zurückgewinnen

 

1. Institutionellen und persönlichen Einfluss gezielt nutzen

Traditionelle wissenschaftliche und medizinische Autoritäten haben längst kein Monopol mehr darauf, wie Menschen gesundheitliche Entscheidungen treffen. Um diese Entscheidungen wirksam zu begleiten, müssen Expert:innen neue Formen von Vertrauen anerkennen – und deutlich persönlicher kommunizieren.

 

 

2. Wissenschaftliche und persönliche Erfahrungswerte gleichwertig behandeln 

Für die Öffentlichkeit zählt die persönliche Erfahrung mit einem Gesundheitsthema genauso viel wie eine groß angelegte Langzeitstudie. Anekdoten sind kein Widerspruch zur Wissenschaft – sie sind ein wirksames Mittel, um wissenschaftliche Erkenntnisse zu vermitteln.

 

 

3. Im Gesundheitsökosystem junger Menschen mitwirken

Weltweit konsumieren und produzieren junge Menschen Gesundheitsinhalte in rasantem Tempo. Institutionelle Stimmen müssen ihre Präsenz verstärken und an den richtigen Orten sichtbar sein, um Teil des Diskurses zu werden.

 

 

4. Vertrauen durch Dialog gewinnen

Der eigene Arzt oder die eigene Ärztin genießen zwar das größte Vertrauen – doch wenn Menschen dort nicht die Unterstützung finden, die sie brauchen, wenden sie sich an Freund:innen, Familie oder andere mit ähnlichen gesundheitlichen Erfahrungen. Institutionen müssen diese Realität anerkennen und den Austausch sowie ein gemeinsames Verständnis gezielt fördern.

 

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Top Findings

01

Wachsende Sorge über Politisierung der Medizin

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Seit 2022 ist die weltweite Besorgnis darüber gestiegen, dass politische Interessen die Medizin beeinflusst (+7 Prozentpunkte). Am stärksten ist dieser Anstieg in Deutschland mit plus 13 Punkten (56%). Es folgen Südkorea, Japan und die USA.

02

Junge Menschen teilen und konsumieren regelmäßig Gesundheitsinhalte

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Über die Hälfte der 18- bis 34-Jährigen in Deutschland informiert sich monatlich über Gesundheit – über etablierte Nachrichtenquellen (56%), Social Media (56%) oder Podcasts und Newsletter (49%). 54 % posten selbst Gesundheitsnews, 39 % teilen persönliche Erfahrungen oder Meinungen online.

03

Politische Überzeugungen beeinflussen Arztwahl 

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Über ein Drittel der Befragten in Deutschland verliert das Vertrauen in ärztlichen Rat oder bricht die Behandlung ganz ab, wenn politische Ansichten nicht übereinstimmen (31%). Bei den jungen Menschen stimmt dem fast jede:r Zweite zu (46%), doppelt so viele wie in der Altersgruppe 55+ (18%).

 

Methodology: Der Edelman Trust Barometer Special Report: Trust and Health jährt sich zum vierten Mal. Die Umfrage wurde vom Edelman Trust Institute durchgeführt und basiert auf 25-minütigen Online-Interviews, die zwischen dem 04.- und dem 14. März stattfanden. Mehr erfahren >

16
Länder  

16,000+
Befragte

±1000
Befragte/Land

Wirksame Kommunikation schafft Einfluss und Vertrauen im Gesundheitssektor

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