Unter Druck: Vertrauen in die Gesundheitsbranche auf dem Prüfstand
 

  • Volatile Grundstimmung: Der Vertrauensvorschuss, den der Gesundheitssektor zu Beginn der Pandemie erhalten hat, ist verbraucht. Es herrscht eine gespaltene Meinung, dass das Gesundheitssystem gut gerüstet ist, um künftige größere Gesundheitskrisen zu bewältigen.
  • ‚Infodemie‘ befeuert Misstrauen: 43 % der Deutschen sagen, dass sie besorgt sind, dass die Wissenschaft zur Unterstützung einer politischen Agenda benutzt wird.
  • Schlüsselfaktor Vertrauen:  Höheres Vertrauen in das Gesundheitsökosystem ermöglicht Akzeptanz von Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit, trotz Einschränkungen der persönlichen Freiheiten.

Frankfurt am Main, 13. April 2022. Vor mehr als zwei Jahren hat die WHO am 11. März 2020 Covid-19 als globale Pandemie eingestuft – die Welt, das Miteinander und das Vertrauen in die Institutionen haben sich in dieser Zeit verändert. Die Vertrauenswerte in den Gesundheitssektor sind volatil, das Vertrauen in Gesundheitsempfehlungen auf dem Prüfstand und Sichtweisen von geimpften und ungeimpften Personen uneins. Das zeigen die aktuellen Daten des Edelman Trust Barometer 2022 Special-Report: Trust and Health. Darin hat Edelman insgesamt 10.000 Menschen in 10 Märkten (Kanada, China, Frankreich, Deutschland, Japan, Mexiko, Nigeria, Südkorea, Großbritannien und den USA) zu den Auswirkungen von Vertrauen auf die Gesundheit und das Gesundheitssystem befragt.

Die Zahlen zeigen, dass das Vertrauen in das Gesundheitswesen und die in diesem Sektor tätigen Unternehmen von mehreren Seiten auf dem Prüfstand steht. So haben Gesundheitsunternehmen das Vertrauenshoch hierzulande, welches zu Beginn der Pandemie erreicht wurde (Mai 2020: 72 %), wieder eingebüßt (März 2022: 60 %). Es zeigt sich, dass die deutschen Befragten gespaltener Meinung sind, ob das Gesundheitssystem gut gerüstet ist, um künftige größere Gesundheitskrisen zu bewältigen – nur 50 % von ihnen sagen, dass ihre Zuversicht im Laufe in der Pandemie gestiegen ist. 

‚Infodemie‘ bei relevanten Gesundheitsinformationen
Mit Blick auf die vergangenen fünf Jahre zeigt sich, dass der Rückgang des Vertrauens in das Gesundheitssystem und die Zuversicht sich nicht nur auf den pandemischen Effekt zurückführen lässt: Im Januar 2017 gaben 76 % der in Deutschland Befragten an, dass sie sich in der Lage fühlen, Antworten auf Fragen zur Gesundheitsversorgung zu finden und fundierte Entscheidungen für sich selbst und die Familie zu treffen. Zum jetzigen Stand stimmen dieser Aussage 65 % zu.

Eine große Herausforderung, die diese Entwicklung weiter befeuert, ist die andauernde ‚Infodemie‘.

„Die Schwierigkeit, die es beim Lösen des Informationsproblems gibt, ist, dass eine Vielzahl an Menschen nicht erreicht wird. Weniger als die Hälfte (44 %) der hierzulande Befragten sagen, dass sie wöchentlich oder öfter gesundheitsrelevante Informationen von großen Nachrichtenorganisationen, Unternehmen oder Influencern konsumieren“,

sagt Nils Giese, Managing Director Healthcare.

Deutlich werden die Unterschiede beim Informationsverhalten und dem Vertrauen in die unterschiedlichen Quellen beim Blick auf geimpfte und ungeimpfte Personen. So geben vollständig Geimpfte an, dass sie sich auf ihren Arzt und die Empfehlungen nationaler Gesundheitsexperten als Quelle für Informationen und Empfehlungen bezüglich Impfungen am meisten verlassen. Bei Ungeimpften, die sich nicht impfen lassen möchten, zeigt sich ein anderes Bild: Sie setzen am meisten auf Internetrecherchen, bevor sie als Quelle Familie und Freunde konsultieren. Bei denjenigen, die nicht geimpft sind, weil sie nicht geimpft werden möchten, ist die drittbeliebteste Quelle für Informationen und Ratschläge zu Impfungen "niemand"  sie geben häufiger an, sich auf keinerlei Informationen verlassen zu haben, als dass sie ihren eigenen Arzt um Rat fragen.

Ein möglicher Faktor für den deutlichen Unterschied bei der Suche nach Informationen von Geimpften und Ungeimpften könnte die Sorge sein, dass die Wissenschaft politisiert wird. 43 % der Deutschen sagen, dass sie besorgt seien, dass die medizinische Wissenschaft zur Unterstützung einer politischen Agenda benutzt wird. 

Vertrauen als kritischer Faktor
Wie wichtig jedoch der Faktor Vertrauen für das Gesundheitsökosystem ist und welchen Einfluss er auf das öffentliche, als auch das persönliche Gesundheitsverhalten hat, zeigt sich darin, dass die hierzulande Befragten mit geringem Vertrauen in das Gesundheitsökosystem deutlich seltener vollständig gegen Covid-19 geimpft sind: 92 % der vollständig Geimpften haben ein höheres Vertrauen in das Gesundheitsökosystem, 68 % von ihnen weniger. Auch bei den Befragten, die hierzulande im vergangenen Jahr eine Vorsorgeuntersuchung hatten, zeigt sich ein ähnliches Bild: So ist die Kluft zwischen denjenigen, die mehr Vertrauen haben, und denjenigen, die weniger Vertrauen in das Gesundheitsökosystem haben, bei 17 Punkten. 

Vertrauen zeigt sich darüber hinaus als entscheidend, wenn es um die Unterstützung und Einhaltung von öffentlichen Gesundheitsmaßnahmen geht. 61 % der Deutschen mit höherem Vertrauen in das Ökosystem stimmen zu, dass Argumente für die persönliche Freiheit nicht gelten, wenn die Gesundheit anderer Menschen dadurch gefährdet wird. Während die Mehrheit derjenigen, die weniger Vertrauen haben, die Meinung vertreten: Niemand sollte zu gesundheitsfördernden Verhaltensweisen gezwungen werden, die er nicht möchte. 

Ein gleiches Bild zeigt sich bei der Akzeptanz, dass wissenschaftliche Fortschritte zu Änderungen der Expertenempfehlungen führen können. Von denjenigen hierzulande mit einem höheren Vertrauen erkennen 79 % an, dass neue Empfehlungen wahrscheinlich besser sind als die alten, da Gesundheitsexperten mehr gelernt haben, während weniger als die Hälfte derjenigen mit einem geringeren Vertrauen dies annimmt. 

„Der Edelman Trust Barometer 2022 Special Report: Trust and Health zeigt, dass Vertrauen das Zünglein an der Waage ist, wenn es um die Akzeptanz von Maßnahmen und Entscheidungen im Sinne der öffentlichen Gesundheit geht. Diejenigen, die ein höheres Maß an Vertrauen in das Gesundheitsökosystem haben, nehmen mit größerer Wahrscheinlichkeit an gesundheitsfördernden Verhaltensweisen wie der Gesundheitsvorsorge teil und sind eher bereit, ihre Freiheiten zugunsten des Gesundheitsschutzes einzuschränken“, erläutert Nils Giese.

Ganzheitlicher Ansatz gefragt, um Vertrauenskluft zu überwinden
Welchen Impact das Handeln von Unternehmen des Gesundheitssektors für die Branche, bzw. das gesamte Gesundheitsökosystem hat, zeigen die aktuellen Ergebnisse des Special-Reports deutlich: 73 % der hierzulande Befragten geben an, dass es wichtig ist, ihr Vertrauen in die Unternehmen des Gesundheitswesens zu gewinnen und zu erhalten, wenn sie sich für den Aufbau und die Aufrechterhaltung des Vertrauens in das gesamte Gesundheitssystem des Landes einsetzen. 

„Für Unternehmen im Gesundheitssektor heißt dies, dass sie ihre Rolle kennen und wissen müssen, wie sie ihre Stärken sinnvoll in das gesamte Ökosystem einbringen können. Damit dies nicht nur bei einem Teil der Gesellschaft gelingt, muss die bestehende Vertrauenskluft überwunden werden. Es reicht nicht mehr, nur eine Strategie zu fahren und die Informationskanäle und Interessen einer Zielgruppe zu betrachten.

Es ist entscheidend, dass Gesundheitsunternehmen und andere Institutionen die Bedeutung der verschiedenen Stimmen und Einflussnehmer verstehen und das richtige Konzept anwenden, um möglichst viele zu erreichen“,

sagt Nils Giese.

 

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Tel.: +49 (0)40 35 62 06-072
E-Mail: annalena.schildt@edelman.com
 

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