Seid ihr denn verrückt, dass ihr euch für diesen Beruf entscheidet? Ulric Papendick, Leiter der Kölner Journalistenschule (KJS) und Ex-Redakteur des Manager Magazin erinnert sich noch genau an die Fragen, die vielen seiner Schüler noch vor gar nicht allzu langer Zeit gestellt wurden. Unmittelbar nach der Finanzkrise erreichte die Skepsis ihren Höhepunkt. Mittlerweile habe sich Lage auf dem Arbeitsmarkt und auch die beruflichen Perspektive deutlich verbessert. Und so kann sich auch die KJS in ihrem 50. Jubiläumsjahr über einen vollen Ausbildungsjahrgang freuen. Doch neue Herausforderungen sind hinzugekommen. Papendick, ist einer, der Berufseinsteigern den Weg weisen will. Mit dem Kölner Edelman-Team diskutierte er vergangenen Donnerstag über Roboter-Journalismus, die Beziehung zur Kommunikationsbranche und über Trends in der Publizistik.

Journalist ist keine eierlegende Wollmilchsau

Stichwort Arbeitsteilung: Wenn Papendick auf eine Journalisten-Preisverleihung geht, macht er immer wieder eine Beobachtung: Meist stehen 20 Leute zusammen auf der Bühne. Gute Stories sind ganz oft Teamarbeit. Der Journalist kann keine eierlegende Wollmilchsau sein, meint er. Und so würden sich mehr und mehr Medienvertreter spezialisieren - vom Programmier- und Datenexperten hin zu Rechercheprofis. An der Kölner Schule sind aufwändig recherchierte Veröffentlichungen daher ein fester Bestandteil der Ausbildung, zum Beispiel gibt es Kurse in Datenbankjournalismus.

Dass seine Absolventen bei der Jobsuche künftig beste Chance haben werden, davon ist Ulric Papendick überzeugt. Gerade das in der Branche lange Zeit kritisch beäugte digitale Angebot des Journalismus nennt er als Grund: Hinter der Paywall muss ich den Kunden auch etwas bieten können. Und dafür brauche ich vernünftige Leute. Dennoch wolle der Großteil seiner Schüler am liebsten bei der gedruckten ZEIT oder einem ähnlichen Blatt Korrespondent werden.

Jedes Jahr beginnen 20 Schüler ihre Ausbildung an der KJS, die meisten kommen gerade aus der Schule und sind erst 17 oder 18 Jahre alt. Damit sind sie zwar Digital Natives, die digitalen Darstellungsformen und Kanäle müssten ihnen aber trotzdem erst noch beigebracht werden.

Robo-Journalismus braucht noch Zeit

Was die Kölner Schüler jedoch nicht lernen, ist programmieren. Aus Papendicks Sicht ist Roboter-Journalismus ein Thema, das noch eine lange Zeit brauchen wird, bis es wirklich relevant wird. In England gäbe es bereits Versuche mit computergenerierten Texten, dort sind Texte, die mithilfe eines Algorithmus Wissen aus Datenbanken miteinander verknüpfen und aufbereiten, teilweise sogar die Aufmacher in Regionalzeitungen. Was einen guten Journalisten aber ausmacht, ist sein Hintergrundwissen und die Fähigkeit, Informationen einzuordnen. Das können uns Computer noch lange nicht abnehmen, sagt der frühere Journalist. Kurz: Der Wetterbericht sei robo-journalistisch darstellbar, die Spiegel-Titelgeschichte schon etwas schwieriger.

Eine weitaus realere Konkurrenz seien journalistisch anmutende Informationsangebote im Netz, die von Unternehmen im Auftrag gegeben würden. Als Beispiel nannte er das Digitale Lifestyle Magazin Curved. Ich persönlich sehe es nicht ideologisch. Gute Kommunikation im Sinne von Content-Marketing hat absolut ihre Berechtigung. Aber es muss auch Werbung draufstehen, wenn Werbung drin ist, meint Papendick. Problematisch sei, wenn beispielsweise ein Pharmakonzern eine scheinbar neutrale Webseite über die den Nutzen von Schmerzmitteln für Kinder erstelle, die Urheberschaft aber nicht klar gekennzeichnet sei. Unternehmen laufen dabei Gefahr, Vertrauen zu verspielen.

Aber auch für Verlage und Journalisten gelte es, Vertrauen nicht aufs Spiel zu setzen. Nicht nur Unternehmen, auch Journalisten und Verleger müssen Haltung zeigen, erläutert Papendick. Medienhäuser sollten ihren verlegerischen Auftrag wahrnehmen. Wenn nur die Click-Rate über die Zusammensetzung des Digitalangebots bestimmt, wird es damit mitunter schwierig.

Von Nina Armbrust, Intern bei Edelman in Köln