Die Stärke von Familienunternehmen liegt in dem Vertrauen, das ihnen Kunden und Stakeholder entgegenbringen. Das zeigen die Ergebnisse einer Sonderausgabe des Edelman Trust Barometers 2017, für die in 12 Ländern über 15.000 Personen zum Thema Vertrauen in und Glaubwürdigkeit von Familienunternehmen befragt wurden: 74 Prozent der Befragten in Deutschland vertrauen Unternehmen in Familienhand - nur 43 Prozent hingegen Unternehmen im Allgemeinen; 51 Prozent würden lieber für ein Familienunternehmen arbeiten; von den Befragten in Deutschland, die wissen, dass sie Produkte eines Familienunternehmens kaufen, finden Unternehmen in Familienhand kundenorientierter als Nicht-Familienunternehmen (54 Prozent), verbinden mit ihnen eine hohe Qualität ihrer Produkte sowie Dienstleistungen (62 Prozent) und sind sogar bereit, mehr dafür zu zahlen (60 Prozent).

Damit könnte die Geschichte schon enden. Doch was gut klingt ist nicht für alle Unternehmen in Familienhand ein wirklicher Vorteil. Gerade einmal 40 Prozent der Befragten in Deutschland (global 51 Prozent) wissen, ob sie Produkte eines Familienunternehmens kaufen. Damit liegt Deutschland im internationalen Vergleich mit Frankreich auf dem letzten Platz. Weit mehr bekannt sind Familienunternehmen und deren Produkte in Indien (69 Prozent), Indonesien (63 Prozent) sowie China und Italien (jeweils 56 Prozent). Zudem sehen weniger als ein Drittel der Befragten in Deutschland in Familienunternehmen einen Jobmotor. Auch Innovationskraft, finanzieller Erfolg und eine klare soziale Haltung erkennen die Deutschen bei Familienunternehmen deutlich weniger als bei Nicht-Familienunternehmen.

Die nächste Generation hat ein Vertrauensproblem

Vor großen Herausforderungen steht die nächste Generation der Familienunternehmer. Mit nur 41 Prozent bringen ihnen die Befragten in Deutschland weniger Vertrauen entgegen als der Gründergeneration (58 Prozent). Und auch wenn es um ihre Führungskompetenz geht, schneiden sie nicht gut ab: 53 Prozent der Befragten trauen den nachfolgenden Generationen die Leitung eines Familienunternehmens nicht zu.

Ein Generationenwechsel ist immer mit Unsicherheit verbunden. Dass damit auch ein gewisser Vertrauensverlust einhergeht ist nur natürlich. Dieser muss klar erkannt und adressiert werden, indem die erfolgreichen Familienwerte auf die neue Situation übertragen und offen sowie transparent kommuniziert werden - nach außen und innen, sagt Hans Ulrich Helzer, Senior Partner bei Edelman.ergo.

Familienunternehmen müssen Kommunikation selbst in die Hand nehmen

Familienunternehmen, die mehr Informationen preisgeben, werden belohnt: 68 Prozent der Befragten in Deutschland sagen, dass die Kenntnis der Firmen- und Gründergeschichte Vertrauen aufbaut. Auch Details zu Lieferketten (73 Prozent), Geschäftsentscheidungen (69 Prozent), die Stellungnahme zu kontroversen Themen (68 Prozent) oder Informationen zu den Familienmitgliedern, die hinter dem Unternehmen stehen (65 Prozent), zahlen auf das Vertrauenskonto ein. Die Offenlegung der philanthropischen Aktivitäten und deren Auswirkungen wünschen sich 69 Prozent der Befragten in Deutschland. Die Nachfolgegeneration kann vor allem Vertrauen aufbauen, indem sie sich für die Zukunft des Unternehmens einsetzt (80 Prozent) oder sich offen dazu äußert (72 Prozent).

Viele Unternehmen in Familienhand sind nach wie vor zu verschwiegen in ihrer Kommunikation. Darunter leidet ihre Außenwahrnehmung. Um ihren Vertrauensvorsprung auszubauen, sollten sie ihre Kommunikation selbst in die Hand nehmen und das Label ,Familienunternehmen' ins Zentrum rücken. Wenn sie das nicht tun, verschenken sie wertvolles Vertrauenskapital, sagt Susanne Marell, CEO Edelman.ergo.